Ich habe das Buch nun auch endlich durch und ich bin schon ziemlich enttäuscht. Ich fand es noch viel anstrengender zu lesen als das Mangio ergo sum-Buch. Bei dem war wenigstens von Anfang an klar, dass es eine Fantasiegeschichte mit ein wenig Philosophie ist und man kann sich darauf einlassen oder halt nicht. Beim vierten Band ist die Erwartungshaltung aber eine ganz andere gewesen. Da hatte man sich eigentlich erhofft, dass man tatsächlich mal was Neues über Bud erfährt, aber dass gibt es ja fast gar nicht. Das Deprimierendste ist aber, dass man von Beginn an merkt, dass Bud hier nicht selbst geschrieben hat. Es ist wirklich sehr quälend und ich muss Sebastian recht geben, seine Abschweifungen ins aktuelle Weltgeschehen und seine ständigen Ausschweifungen und Wiederholungen sind echt nervtötend. Auch den Aufbau des Ganzen als Wiedergabe fiktiver Facebook-Chats finde ich absolut überflüssig, denn es ist doch von Anfang an klar, dass er niemals selbst mit irgendwelchen Leuten chattet und wieso muss er überhaupt irgendwelche Geschichten mit irgendwelchen "Freunden" erfinden um seinen Leser seine Ratschläge mitzugeben? Im Grunde weiß man so doch nie, was nun erfunden ist und was nicht.
Dazu nur mal ein kleines Beispiel: Er chattet mit einem amerikanischen Fan über die Voodoo-Folge von Extralarge und der erwähnt dabei, dass er die Folge im Fernsehen oder auf DVD gesehen hat. Nun ist ist ja der ganze Chat frei erfunden, diese amerikanische Facebook-Freundin also gar nicht existent, aber man könnte ja vielleicht denken, dass es die Serie wenigstens dort auf DVD gibt. Das ist aber genauso ausgedacht, denn nach unseren Informationen gab es nicht einmal eine TV-Ausstrahlung in den USA.
So kann man eigentlich das ganze Buch ins Land der Phantasie abschieben und die üblichen Fehler in der Recherche der Fakten tun wir einfach als weitere Erfindungen des Autors ab. Es gibt da nämlich mal wieder einige Ungereimtheiten:
S. 28: Bud schreibt, dass er die Rolle in Fellinis Satyricon abgelehnt hat, da er keine Rolle spielen wollte, die anders war als die, in denen das Publikum ihn gerne sah. Satyricon war allerdings schon 1969, noch vor Hügel der Stiefel. Der Rollentypus des Bud Spencers war noch gar nicht geboren und das Publikum verband mit ihm sicher noch keine Erwartungen.
S. 37: Die schon diskutierte Plattfuss in Amerika Geschichte, die vermutlich aus einen Übersetzungsfehler resultiert. Den hätte man vermeiden können, wenn Buds ausgedachter Chatparner in diesem Fall nicht zufällig Franzose gewesen wäre.
S. 42: Er erzählt mal wieder, dass Bodo Anwalt geworden ist. Das wäre möglich, aber dann vermeidet er es konsequent seinen Namen in der Öffentlichkeit zu nennen.
S.101: Hier irrt Terence plötzlich im zweiten Weltkrieg durch Dresden. Laut dessen Biografie war ja aber nur sein Vater während der Bombardierungen in Dresden.
S.108: Bud ist in Venezuela Rallye gefahren und hat im ersten Rennen seinen Wagen auf das Dach gelegt. Das kann natürlich sein, wäre aber tatsächlich mal was Neues.
S.118: Hier behauptet er, dass er mit 60 Jahren konsequent aufgehört hat zu rauchen. Das hat er erst vor wenigen Jahren.
S.138: Er erzählt, dass er in "Gott mit uns" einen Feldwebel in einem KZ gespielt hat. Vielleicht ist es nur ein Übersetzungsfehler, aber der Film spielt ja in einem Kriegsgefangenenlager und nicht in einem KZ. So legt die Formulierung irgendwie nahe, dass er einen deutschen Soldaten gespielt hat.
Auf der selben Seite findet er es komisch, in dem Film seinen Namen im Abspann zu lesen. Ich auch, denn der Film hat gar keinen Abspann.
Außerdem schreibt er noch, dass sein Charakter in "Vier Fliegen auf grauem Samt" unter einer mörderischen, psychopathischen Störung litt. Das mag vielleicht auf fast alle Charaktere in dem Film zutreffen, aber gerade auf seinen nicht.
S.141: Hier datiert er den Beginn seiner Zusammenarbeit mit Hill auf das Jahr 1968, es war aber natürlich 1967.
S.143: Er erzählt, dass er in "Quo Vadis" einer der Fakelträger ist, die Ustinov hinterher laufen. Das hat de Luca wohl auf YouTube gesehen, denn dort wird diese Szene ebenfalls fälschlicherweise Bud zugeordnet.
S.145: Er spricht über seinen Freund György Kárpáti, einem ungarischen Wasserballer, dem er auch einmal in einem Länderspiel Ungarn gegen Italien gegenüberstand. Soweit so gut, allerdings haben nach Buds Erzählung natürlich die Italiener gewonnen. In Wirklichkeit hat aber Ungarn 7:3 gewonnen. Von dem Spiel gibt es sogar einen Bericht auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=W3s49o1SuOE
S. 152: Bud spricht von dem Film "Urlaub mit dem Gangster", womit natürlich Hills Filmdebut "Vacanze col gangster" gemeint ist. Der Titel wurde wörtlich natürlich richtig übersetzt, was in meinen Augen aber in diesem Fall falsch und irreführend ist. Der deutsche Titel des Films lautet ja bekanntlich "Das große Ferienabenteuer" und der hätte dort stehen müssen.
S.199: Die oben schon genannten Extralarge DVDs aus den USA werden erwähnt.
Auf den letzten knapp 130 Seiten verliert er sich dann vollends in Belangslosigkeiten und spricht kaum noch von seiner Karriere. Eine Ungereimtheit gibt es dann aber doch noch. Zunächst einmal ist es in dem Frage-Antwort-Kapitel ziemlich bizarr, dass er vorher schreibt, dass sie lange überlegt haben, welche Fragen sie auswählen und dass er in den Interviews der letzten Jahre eigentlich immer das Gleiche gefragt wurde, um dann aber erneut die immer gleichen Fragen auszuwählen.
So antwortet er auf die noch nie gestellte Frage, ob er privat auch schon mal seine Fäuste benutzt hat, mit zwei Anekdoten, wo das tatsächlich schon mal der Fall war (Einmal bei Olympia und einmal bei der bekannten Geschichte mit dem Metzger im Straßenverkehr). Ein paar Kapitel weiter geht es dann mal wieder über seinen Südamerika-Aufenthalt und er erzählt mal wieder die Geschichte von dem Arbeiter der Baumaterial stiehlt. Und diesen bringt er dann zur Vernunft in dem er ihn gepflegt einen Scheitel zieht.
Wirklich schön an dem Buch fand ich eigentlich nur, dass Jorgo und Marcus in dem Buch erwähnt wurden. Das ist doch eine echt nette Anerkennung. Ansonsten war ich ziemlich froh als ich das Buch endlich aus meinem Rucksack verbannen konnte. Nun hat es mein Bruder in der Mache, mal sehen, ob er meine Begeisterung teilen wird.