Anfang der Woche erschien in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Konzert der beiden Brüder in Rom in der italienischen Zeitung "Il Messaggero" ein Interview mit Guido und Maurizio De Angelis. Wir haben dieses Interview übersetzt und dabei festgestellt, dass das Interview 2010 in der Vanity Fair schon einmal veröffentlicht wurde. Astreine Zweitverwertung würde ich sagen, die übrigens im "Messaggero" nicht gekennzeichnet wurde. Im Gegenteil, durch Umstellen der Fragen, leichten Kürzungen und einer neuen Einleitung wird dies sogar geschickt verschleiert. Wir wollen euch die Übersetzung dennoch nicht vorenthalten:
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Oliver Onions, die Brüder Guido & Maurizio De Angelis: "Hallo Bud Spencer, wir sind für Dich zurück"
von Andrea Scarpa
Das Interview erschien ursprünglich am 18. August 2010 in Vanity Fair 32/2010. Bei diesem Text handelt es sich um eine Übersetzung des leicht umgestellten, angepassten und gekürzten Textes, der im Juli 2018 in "Il messaggero" veröffentlicht wurde.
Sie heißen Guido und Maurizio De Angelis, sie wurden vor 73 und 71 Jahren in Rocca di Papa, vor den Toren Roms geboren und wenn man sie sich jetzt anschaut, fragen Sie sich vermutlich warum wir über sie reden. Nun ja, in den 70er Jahren haben diese beiden Gentlemen mehr als 30 Millionen Schallplatten verkauft und die berühmtestens Film- und TV-Soundtracks dieser Zeit komponiert.
Künstlername: Oliver Onions. Zu ihren Erfolgen gehören Orzowei, Santa Maria, Sandokan, Fury (gesungen von Mel 1977), Zorro is Back, Dune Buggy, Flying through the Air, Doraemon, Galaxy Express 999, Der schwarze Korsar, Quoi (1986 gesungen von Jane Birkin mit einem Text ihres Mannes Serge Gainsbourg) und viele weitere Songs.
Im Laufe der Zeit wurden sich zur Produzenten von TV-Projekten, wieder mit einigen Erfolg: Elisa, Incantesimo, Luisa Sanfelice, Shaka Zulu, Ferrari, Johannes XXIII. - Für eine Welt in Frieden, Titanic - Blood & Steel... Nach Jahren der Abwesenheit aus der Szene gaben die beiden Brüder am 29. November 2016 vor 10.000 Leuten ein Konzert in Budapest um an ihren Freund Bud Spencer zu erinnern, der ein paar Monate zuvor starb. Ein großer Erfolg, der nun am 1. Juli im Auditorium von Rom weiter geht.
Haben Sie wieder Blut geleckt?
G: Ja, den anderen Job (den als TV-Produzenten) machen nun unsere Kinder. Jetzt möchten wir auf Tour gehen.
Wann und wie haben sie angefangen?
G: Als Jugendliche. Wir arrangierten Songs für Lucio Dalla, Gabriella Ferri, Nicola Bari. Und bat uns Nino Manfredi die Musik für seinen Film "Der schielende Heilige" (Per grazia ricevuta) zu komponieren und wir bekannen für das Kino zu arbeiten. Das war der Wendepunkt.
M: Für ihn haben wir kurz zuvor, 1971, den Song "Tanto pe' canta" arrangiert, den er mit großem Erfolg in San Remo präsentierte. Ich war der Dirigent des Orchesters, eine tolle Erfahrung.
Als Kinder, was für Träume hattet ihr in Rocca di Papa?
G: Sie hatten alle mit Musik zu tun: Rock und Country, die neuesten Trends zu dieser Zeit.
M: Wir waren sorglos und sicher, dass wir es schaffen würden. Zum Glück haben uns Mama und Papa, die nicht reich waren, nicht daran gehindert, im Gegenteil.
Warum habt ihr euch selbst den Namen "Oliver Onions" gegeben?
G: Das Italien dieser Jahre liebte das Ausländische. Wir haben uns aus einem sehr einfachen Grund so genannt. Man liest den Namen wie man ihn schreibt. Die kultivierte Version ist, dass George Oliver Onions ein englischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts war...
M: Wir wollten ursprünglich, dass unsere Songs von anderen gesungen werden, aber wir haben nicht immer die Richtigen gefunden... und so machten wir es schließlich selbst. Die Engländerin Susan Duncan Smith, Aufnahmeleiterin bei der RCA in Rom, half uns bei der Betonung. Die Amerikaner und die Briten haben nicht angebissen, aber die anderen taten es. 1973 belegten wir mit "Flying through the Air", einem Stück aus dem Soundtrack von "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" mit Terence Hill und Bud Spencer, vier Monate lang den ersten Platz in den deutschen Charts (
Anmerkung shdb: Hier spielt ihm seine Erinnerung einen Streich. Der Song war in Deutschland 1973 zwar sehr erfolgreich, aber er war keine Nummer 1). Die Lufthansa benutze ihn als Hymne für ihre Werbespots zu dieser Zeit.
Und hier bei uns?
M: Mit "Dune Buggy" haben wir 1974 den ersten Platz belegt (
Anmerkung shdb: Der Song hielt sich 15 Wochen in den Top 10 Italiens, die beste Platzierung war Platz 2). Die Plattenfirmen wollten unsere Identität nicht preisgeben, zumindest nicht zu Beginn, da uns viele Leute für Amerikaner hielten.
In der Zwischenzeit hat die Kritik auf sie eingeschlagen.
M: Sicher. Sie beschuldigten uns kommerziell zu sein. Zu dieser Zeit haben Sänger und Songschreiber extra ihre Schlagzeug-Passagen geändert, weil sie Angst hatten zu sehr nach Hitparade zu klingen. Verstehen sie was für eine Zeit das war?
Natürlich. Aber in den 70ern habt ihr Hunderte von Platten veröffentlicht - habt ihr nicht übertrieben?
M: Wir bekamen Angebote von allen Seiten, wir waren enthusiastisch und wir haben uns nicht geschont. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet um eine Platte pro Monat zu machen. Um den Markt nicht zu übersättigen haben wir Pseudonyme benutzt (Dilly Dilly, M&G Orchestra, Barqueros, Hombres del Mar, die Redaktion). Ich würde es wieder so machen. Ich bedauere nur die mangelnde Rücksichtnahme der Kritiker. Wir wollten die Herzen der Menschen erreichen.
G: Wir waren hier immer etwas weniger erfolgreich. Anderswo kämpften wir stattdessen zwischen 1972 und 1980 mit Abba um die ersten Plätze, vor allem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark.
In diesen Jahre wurde alles ausprobiert: Haben Sie nie Drogen ausprobiert, Gruppensex gehabt oder in einer Komune gelebt?
G: Um Himmels Willen. Wir sind vom Land, einfache Leute.
1977 schrieben sie auch den Titelsong zu "Fury": Warum sang Mel den Song?
M: Wir hatten zur gleichen Zeit mit Orzowei und Sandokan zwei sehr erfolgreiche Songs. Das wäre etwas zu viel gewesen.
G: Bezüglich Mel, der seit einigen Jahren behauptet, dass dieser Song sein Leben ruiniert hat, weil er danach nur noch als Sänger von Kinderliedern gesehen wurde, möchte ich daran erinnern, dass wir damals schon mit Drupi einig waren. Mel war es, der uns im Studio bat dies um jeden Preis machen zu wollen. Wir stimmten zu, da wir ihn aus der Zeit im Piper kannten und verscherzten es uns damit mit Drupi.
Warum hörten sie in den 80ern auf?
G: Mein ältester Sohn Nicola wurde geboren. Ich habe ihn vielleicht 20mal gesehen in den ersten sieben Monaten seines Lebens. Beim letzten Mal fing er an zu weinen. Also ging ich zu Maurizio und fragte ihn: Wenn dieser Sohn mich nie sieht, was werde ich dann für ihn sein? Wir entschlossen uns aufzuhören.
M: Wir hörten auf Konzerte zu geben und schrieben nur noch Filmmusiken. Und dann wurden wir Fernsehproduzenten.
Im Jahr 2007 geriet Guido in eine Abhöraktionen während Berlusconi über Schauspielerinnen sprach, die er empfehlen könnte und über Arbeitsstrategien...
G: Es war ein Gespräch über die Arbeit und das war's. So viel Ärger wegen nichts.
Hat Berlusconi sie jemals nach einen Song gefragt?
G: Nein.
Wurden sie jemals um eine politische Hymne gebeten?
G: Niemals. Sie fragten uns nach einem Song für die Fußball-WM 1990. Wir schrieben einen, aber dann machte Giorgio Moroder das Rennen. Im gleichen Jahr kamen wir in die erste Auswahl für die Oscar-Nominierungen mit dem Song "Another part of life has gone", geschrieben für den Film "Dance to win" (Dance Academy II).
Aus der Sicht des Urheberrechts: Welcher Song war der Erfolgreichste?
M: Sandokan, Santa Maria und Verde, ein Instrumentalstück mit 56 Versionen. Aber mit früher verglichen, kommt heute nicht mehr so viel.
Gibt eine goldene Möglichkeit, die ihr verpasst habt?
G: Nach Sandokan hat uns der Präsident der RCA nach New York eingeladen und uns tausende Projekte angeboten. Er bat uns für mindestens zwei Jahre dort zu leben..."
M: ... wir dachten darüber nach, entschieden uns dann aber in Rocca di Papa zu bleiben. Die Familie ist die Familie. Kein Bedauern.