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Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 19:17
von Maiky
Die Datenbank zeigt mehrere Filme, die zwei ungarische Synchronfassungen haben und auch mit unterschiedlicher Sprecherbesetzung in diesem Zusammenhang. Inwiefern sind diese Fassungen inhaltlich unterschiedlich? Wurden die auch durch Schnoddersprache und Kneipenjargon aufgepeppt oder zuvor verunstaltet? Oder sind das "bloß" rechtliche Gründe, dass die Kinofassungen nicht im TV & Home-Entertainment ausgewertet werden dürfen und deshalb von den Sendern, etc. neu beauftragt werden mussten :?:

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 20:35
von Maiky
Also das abgefahrenste, was ich bis jetzt gefunden hab, sind allen Ernstes vier :?: verschiedene Synchronfassungen für "Freibeuter der Meere", verstehe ich das richtig??? Oder für einen anderen Film sogar zwei verschiedene Fassungen in sogar ein und demselben Jahr? Das ist echt schräg :!: Oder gibt es in Ungarn regions-/dialektbezogene Synchronisationen, so wie in Spanien, wo teilweise auch zusätzlich extra noch eine katalonische Sprachfassung erstellt wird? :?

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 23:01
von TheDutchman
Ich kann mir gut vorstellen das es bei vielen Filmen zwei Sprachfassungen gibt aufgrund von VoiceOver und richtiger Synchro. Ist ja bei vielen Filmen aus dem Osten so. Erste Fassung war synchronisiert und zweite Fassung die für z.b auf Video erschien mit eigener Synchro mit VoiceOver (also Originalsprache - also englisch oder italienisch - ungarisch drübergesprochen.

Ist nur eine Vermutung.

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Do 18. Jan 2018, 10:39
von CharlieFirpo
Ich glaube diese VoiceOver-Geschichten waren in Ungarn nicht üblich. Ich habe so eine Fassung jedenfalls noch auf keiner DVD erlebt. Aber genauer kann das sicher Tibor sagen. Die ungarischen Synchronfassungen hat jedenfalls das Team von spencerhill.hu damals in unsere Datenbank eingetragen. Die waren da sehr penibel :-) Wir selbst können über die Vielzahl an Fassungen gar nichts sagen. Dialektbezogene Synchronisationen schließe ich für Ungarn aber aus.

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Fr 19. Jan 2018, 21:40
von Hannes
Regionale Fassungen sind generell ausgeschlossen, selbst wenn es einige Dialekte, bzw regionale sprachliche Besonderheiten im Ungarischen gibt.

Das mit den unterschiedlichen Snychronfassungen hat eher rechtliche Gründe, hat mir Ujréti László (Terences ung. Stammsprecher in einem Interview verraten). Da wollte beispielsweise der Privatsender TV2 Filme wie Pech und Schwefel oder Renegade bringen, konnte sich aber nicht die Lizenzgebühren für die Kinosynchro (welche oftmals auf dem Hauptkonkurrenten RTL Klub zu sehen waren) nicht leisten. Es war immer billiger, die Filme neu zu synchronisieren, als die ursprüngliche Lizenz zu erwerben (hätte ca. das zehnfache einer Neusynchro gekostet) oder zu verlängern, ursprünglich wurden die Lizenzen für die Tonspuren für 15 - 25 Jahre ausgestellt und mussten dann erneuert werden.

Zwei wie Pech und Schwefel ist einer der Klassiker, der doch eine beachtliche Zeitlang nicht in der Originalfassung im TV zu sehen war, da die Lizenz abgelaufen und nicht erneuert war. Da die Alternativfassung aus dem Jahr 2000 aber bei weitem nicht an die nur auf VHS - meist noch SECAM, also SW auf PAL Geräten - verbreitete Fassung rankam, entschloss man sich dann doch im Jahre2006 für die DVD Veröffentlichung, die alte Lizenz zu erneuern. (Die DVD stürmte in den Läden auf Platz 1 der bestverkauften DVDs) Seitdem lief er wohl auch wieder in der Urfassung im TV.

TV 2, hatte überwiegend Kránitz Lajos auf Bud, während er im Kino und auch im Fernsehen meistens von Bujtor István synchronisiert wurde - Bujtors Synchronstimme auf Bud ist gilt als legendär.
Dann gab es aber auch mal den Fall, dass ein Videolabel 'Zwei Bärenstake Typen' mit alternativen Sprechern,ich glaube Vajda László und Szersén Gyula zuerst synchronisiert hatte. Aufgrund der hohen Beliebtheit von Bujtor und Újréti war diese Fassung allerdings ein totaler Misserfolg (im Hintergrund läuft auch andere Musik - billiger) so dass dann mit den Stammsprechern eine neue Fassung aufgenommen wurde.

Grundsätzlich zeichnet sich die ungarische Synchro durch sehr witzige Dialoge aus, näher dran am Originaltext obwohl auf flapsige Sprüche weitestgehend verzichtet wurde.

Bei einigen Filmen klingt die Synchro für meinen Geschmack nicht real genug, da Hintergrundgeräusche und Musik dumpf und leise klingen, die Stimmen aber super klar und deutlich lauter.

Zwei Missionare wurde sogar zweimal mit den Stammsprechern synchronisiert - jeweils einmal unser bekannte Fasung und einmal die mit Alternativszenen.

Voice Over ist mir nur bei die Fünf gefürchteten bekannt. Irgendein verrückter Sammler hat mir eine Videoaufnahme gezeigt, die Deutsche Fassung (mit N3 Logo) mit ung. Voice Over und ziemlich nerviger Stimme.

Einige Titel gab es aber auch auf VHS mit Untertiteln (Pech und Schwefel, Der Große).

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Fr 19. Jan 2018, 22:21
von Hannes
kleiner Nachtrag: Bis in die Neunziger waren bei einer Synchro auch mehrere Sprecher im Studio. Das hat sich dann im Zeitalter von Dolby geändert und jeder Sprecher musste allein in die Kabine.

bei der Neusynchro zu Verflucht Verdammt und Halleluja, passt die Synchro nicht zum Widescreen Bild. Die Synchro wurde auf herangezommtes 4:3 Bild erstellt und einige Monologe außerhalb dieses Bildes stimmen nicht immer überein (extrem zeitversetzt)

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Fr 19. Jan 2018, 23:26
von TheDutchman
Danke für die ausführlichen Infos!

Re: Ungarische Synchronfassungen

Verfasst: Sa 20. Jan 2018, 11:15
von CharlieFirpo
Auch von mir schönen Dank! Es ist immer eine Freude mit Profis zusammen zu arbeiten :-)