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I racconti di Canterbury; Les contes de Canterbury
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Erotikfilm / Komödie - Italien - Frankreich 1971 - 110 Min. |
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Inhalt |
ARTE-Text (anlässlich der Fernsehausstrahlung am 10.02.2010):
Mittwoch, 10. Februar 2010 um 23.10 Uhr
Pasolinis tolldreiste Geschichten
(Italien, Frankreich, 1971, 110mn)
ZDF
England im 14. Jahrhundert. Um sich die Zeit einer langen Pilgerreise nach Canterbury unterhaltsamer zu gestalten, regt der Schriftsteller Geoffrey Chaucer seine Mitreisenden zum Erzählen an. So werden beim Wandern insgesamt acht "tolldreiste Geschichten" von sexuellem Begehren, Ehebruch, Verrat und Habgier, einem Pakt mit dem Teufel, bis hin zu einer ausgewachsenen Vision der Hölle zum Besten gegeben. ARTE zeigt den Episodenfilm des italienischen Meisterregisseurs Pier Paolo Pasolini, der 1972 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, im Rahmen des Programmschwerpunkts "60 Jahre Berlinale".
Der an Originalschauplätzen in Südengland gedrehte Film ist eine Adaption von acht Geschichten aus dem insgesamt 22 Novellen umfassenden mittelalterlichen Verszyklus "The Canterbury Tales" des englischen Schriftstellers Geoffrey Chaucer (1340-1400). In einem Prolog begegnet Chaucer, augenzwinkernd dargestellt von Pasolini selbst, in einem lärmend-bunten Marktflecken des 14. Jahrhunderts einer Gruppe von Pilgern auf der Reise zum Grabmahl des heiligen Thomas Becket nach Canterbury.
Um sich die Zeit auf dem langen Weg zu verkürzen und die Reise unterhaltsamer zu gestalten, erzählen sich die Männer und Frauen, vom Schriftsteller angeregt, beim Wandern volkstümliche Geschichten von sexuellem Begehren, Ehebruch, Verrat, Habgier, einem Pakt mit dem Teufel sowie einer Vision der Hölle, die einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen sein könnte.
So erfährt man gleich in der ersten Episode vom alten Sir January, der unmittelbar nach seiner Hochzeitsnacht mit der jungen Mary erblindet, aber von Gott sein Augenlicht gerade noch rechtzeitig wiedererhält, um das unkeusche Treiben seiner Frau mit einem jugendlichen Liebhaber zu unterbinden. Oder man hört von zwei Cambridge-Studenten, die den Betrug eines Müllers an ihnen wettmachen, indem sie nachts mit dessen Frau und Tochter schlafen. Oder von drei jungen Raufbolden, die auf der Suche nach dem Tod einen Schatz unter einem Baum finden und sich im Streit darum gegenseitig umbringen ...
"Pasolinis tolldreiste Geschichten" bildet zusammen mit "Das Dekameron" (1970) und "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" (1974) die "Trilogie des Lebens" des großen italienischen Regisseurs - alles Episodenfilme nach Stoffen der klassischen Weltliteratur.
Mit diesem eher derben Erotikfilm hatte Pasolini in seinem Heimatland für Wirbel gesorgt. Ein Gericht in Neapel beschlagnahmte im Oktober 1972 das Werk und Pasolini wurde wegen Verleumdung des Kapuzinerordens und der italienischen Staatsreligion angeklagt. Der Prozess endete im Februar 1973 mit einem Freispruch. "I racconti di Canterbury" ist gewiss nicht der künstlerische Höhepunkt im Schaffen Pier Paolo Pasolinis. Dennoch enthält auch dieses eher uneinheitliche Werk des Meisters genug Bemerkenswertes, Außergewöhnliches und Provokantes, das den selten gezeigten Film äußerst sehenswert macht. Insbesondere die Sequenz der öffentlichen Verbrennung eines Homosexuellen auf dem Scheiterhaufen scheint in ihrer Gestaltung wie eine filmische Vorahnung auf sein letztes Meisterwerk "Salò oder Die 120 Tage von Sodom".
Neben der Darstellung des erotischen Spiels widmet sich Pasolini der Frage nach der Dimension der Schuld und der Sittenlosigkeit des Menschen. Der Teufel spiegelt sich in einer der Geschichten in der Niedertracht der Menschen. In einer hinreißenden Episode mit Ninetto Davoli hat Pasolini eine Hommage an die frühen Chaplin-Filme eingebaut, dessen Tochter Josephine in der ersten Episode die Kaufmannsbraut Mary spielt.
Regie: Pier Paolo Pasolini
Darsteller:
Adrian Street (Kämpfer), Alan Webb (Alter Mann), Franco Citti (der Teufel), Hugh Griffith (Sir January), Josephine Chaplin (May), Laura Betti (Frau aus Bath), Michael Balfour (John, der Tischler), Ninetto Davoli (Perkins), Vernon Dobtcheff (Gutsbesitzer)
Autor: Geoffrey Chaucer, Pier Paolo Pasolini
Komponist: Ennio Morricone
Produktion: P.E.A./Artistes Associés
Produzent: Alberto Grimaldi
16:9 (Breitbildformat)
italienischer Vor- und Abspann |
Starttermine: |
02.09.1972 |
Italien |
Kinopremiere |
I racconti di Canterbury |
12.10.1972 |
Deutschland |
Kinopremiere |
Pasolinis tolldreiste Geschichten (BRD) |
29.11.1972 |
Frankreich |
Kinopremiere |
Les contes de Canterbury |
22.07.1994 |
Deutschland |
TV-Premiere |
Pasolinis tolldreiste Geschichten (BRD - VOX) |
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Besetzung |
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Stab |
Musik |
Pier Paolo Pasolini (Musiche a cura dell autore), Ennio Morricone (con la collaborazione del M°)
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Drehbuch |
Pier Paolo Pasolini (Scritto e diretto da)
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Kamera |
Tonino Delli Colli (Direttore della Fotografia), Carlo Tafani (Operatore alla macchina), Maurizio Lucchini (Aiuto operatore), Augusto Diamanti (Capo Macchinista), Alberto Ridolfi (Capo Elettricista)
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Schnitt |
Nino Baragli (Montaggio), Anita Cacciolati (Assistenti al Montaggio), Ugo De Rossi (Assistenti al Montaggio)
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Idee |
Geoffrey Chaucer (Dai [...] di - als G. Chaucer)
| Bauten |
Dante Ferretti (Scenografia), Kenneth Muggleston (Arredatore), Carlo Agate (Aiuto scenografo)
| Kostüme |
Danilo Donati (Costumi), Vanni Castellani (Aiuto costumista)
| Maske |
Otello Sisi (Truccatore)
| Frisuren |
Giancarlo De Leonardis (Parrucchiere)
| Ton |
Primiano Muratori (Fonico), Luciano Muratori (microfonista [non accreditato]), Gianni D'Amico (Mixage)
| Continuity |
Beatrice Banfi (Segretaria Edizione)
| Standfotograf |
Mimmo Cattarinich (Fotografo di scena)
| Spezialeffekte |
Luciano Anzellotti (Rumori ed effetti speciali)
| 1. Regieassistenz |
Sergio Citti (Aiuti Regia), Umberto Angelucci (Aiuti Regia)
| 2. Regieassistenz |
Peter Shepherd (Assistente regia)
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Produzent |
Alberto Grimaldi (- Presenta / Prodotto da), Ennio Onorati (Ispettore di produzione), Franca Tasso (Segretaria di produzione), Adriano Magistretti (Coordinatori produzione inglese), Anthony Moore (Coordinatori produzione inglese), Enzo Ocone (Edizione), Alessandro Von Norman (Direttore della Produzione - als Alessandro Von Normann)
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Regie |
Pier Paolo Pasolini (Un film di / Scritto e diretto da)
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Dieser Film ist auf folgenden Medien enthalten |
Typ |
Titel |
Label |
Land |
Datum |
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DVD |
Canterburské povídky |
Hollywood Classic Entertainment |
Tschechien, Slowakei |
2009 |
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