Renato Casaro und das Trinity-Plakat

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CharlieFirpo
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Renato Casaro und das Trinity-Plakat

Beitrag von CharlieFirpo »

Das italienische Filmmagazin "Best Movies" hat in ihrer Februar-Ausgabe dem Casaro-Plakat von "Lo chiamavano Trinità" einen schönen Artikel gewidmet, in dem Maler Renato Casaro ebenfalls zu Wort kommt:
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ES WAR EINMAL...
DIE KUNST, KINO ZU MALEN
eine Kolumne von
FABIO MARCHESE RAGONA


DAS PLAKAT VON RENATO CASARO
DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS


Es ist eine 50-jahre alte Geschichte, eine Geschichte von schusseligen Cowboys, Pinseln, Fäusten und sogar einer Pfanne mit Bohnen. "Wissen Sie, dass die Bohnen, die Terence Hill in der Szene im Gasthaus isst, eigentlich gar nicht so gut waren?", fragt Renato Casaro, der Meister der Kinoplakatmalerei, lachend unter seinem Schnurrbart. In seiner Sammlung von Kunstwerken befindet sich auch das Plakat zu "Die rechte und die linke Hand des Teufels", dem Spaghetti-Western, der das außergewöhnliche Duo Bud Spencer und Terence Hill beim Publikum bekannt machte. Casaro knüpft an seine Erinnerungen an und geht zurück zu jenen Momenten der goldenen Jahre des Kinos und erinnert sich an die schönsten Szenen, in denen seine beiden "großen" Freunde Mario Girotti und Carlo Pedersoli (die echten Namen von Terence und Bud) Millionen von Menschen zum Träumen und Lachen brachten. "Ich habe von den Bohnen gesprochen", erinnert sich Casaro, "ich muss die Wahrheit sagen: Mario hat sie gefräßig verschlungen, so wie es im Drehbuch stand, aber ich erinnere mich, dass er mir einige Zeit später sagte, dass er sie nicht gut verdaut hatte!".

Es war 1970 und der Maler aus Treviso wurde von der Produktion kontaktiert, um ein Plakat für den Film zu entwerfen: "Ich erinnere mich - erzählt Casaro - dass sie mir sagten, ich solle mich für das Plakat von "Die rechte und die linke Hand des Teufels" auf die Eröffnungsszene des Films fokussieren, diejenige, in der Terence Hill auf einer Holzpritsche liegt, die von seinem Pferd gezogen wird. Schade, dass die fragliche Szene noch nicht gedreht war, ich keine Fotos der Szene zur Verfügung hatte und ich auch nicht ans Set gehen konnte: Ich musste alles selbst erfinden". Casaro verließ sich auf sein Wissen über Western, auf seine Erinnerungen und durchkämmte das Drehbuch des Films, um zu sehen, wie weit er gehen konnte. "Ich entschied mich, etwas blind", erklärt der Maler, "ihn so zu kleiden, mit kaputter Hose und Löchern in den Socken. Es war eine stilistische Entscheidung meinerseits, um ihm ein unbeschwertes Erscheinungsbild zu geben. Ich wusste nicht, wie die echte Bühnenkleidung aussehen würde. Wie Sie sehen können, ist der Protagonist des Films tatsächlich ganz anders gekleidet als auf meinem Plakat". Und dann Casaros Entscheidung, ein Geheimnis über den gesamten Kontext zu legen und Trinitys Gesicht nicht zu enthüllen, sondern es mit seinem Hut zu verdecken: "Ich dachte, so könnte ich beim Zuschauer Neugierde erzeugen", erklärt er, "und Terence Hill stimmte mir sofort zu."

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"Es war der Beginn einer neuen Ära, mit subtilem Humor ein Genre zu verharmlosen, das in der kollektiven Vorstellung populär werden sollte. Die Produktion sah die Skizzen und genehmigte sofort diese Version, die dann berühmt wurde". Der Künstler präsentierte aber nicht nur diese Version: Einige Wochen später, als die Szene tatsächlich gedreht worden war und Casaro auch alle Fotos vom Set zur Verfügung hatte, fertigte er eine Backup-Version an, auf der Terence Hill diesmal die Kleidung des Films und sein erkennbares Gesicht trug: "Es war die originalgetreuere Version des Motivs, aber der Produzent war überzeugt, dass die erste getroffene Wahl sicher mehr Erfolg haben würde. So wurde die neue Skizze nur für ausländische Ausgaben des Films verwendet, mit meinem Freund Mario, der zusammen mit dem großen Bud bekannt wurde". Was Bud Spencer betrifft, so durfte der sanfte Riese, der Trinitys Bruder Bambino spielte, laut Vertrag nicht auf dem Plakat sein, weil er sonst Terence Hill die Szene gestohlen hätte. Casaro erklärt: "Damals gab es noch kein richtiges Paar. Wir begannen erst im darauffolgenden Jahr damit Plakate mit den beiden zu machen, als die beiden von all ihren Fans und auch von den Bohnen-Herstellern, die um sie wetteiferten, um ihre Produkte zu bewerben, eindeutig erkannt wurden".

Hinter vielen dieser Arbeiten steckte auch später oft der Filmmaler, der Bud Spencer in den Abruzzen, am Set des Films, traf. "Wenn man mit diesem Riesen zusammen war, konnte man sicher sein, dass einem nichts passieren würde", erinnert sich Casaro mit glänzenden Augen. "Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Während einer Arbeitspause wollte Bud mich überreden, ein paar sehr scharfe Chilischoten aufzutreiben, damit er sie in die Pfanne mit den Bohnen schmuggeln konnte, die Terence Hill essen sollte. Ich sagte ihm: "Das kann ich nicht machen, Mario ist ein Freund von mir." Da kam er drohend auf mich zu und sagte: "Dann nimm etwas von meinem Bauch auf meinen Plakaten weg, sonst schlage ich dich!""

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Crippler22
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Re: Renato Casaro und das Trinity-Plakat

Beitrag von Crippler22 »

Was für ein toller Artikel. Vielen Dank für die Übersetzung!
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Genesis
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Re: Renato Casaro und das Trinity-Plakat

Beitrag von Genesis »

È un articolo molto interessante. Grazie per la traduzione :D Ottimo lavoro.
Sehr interessant. Vielen Dank für die Übersetzung.
Ohne Heu kann das beste Pferd nicht pfurzen
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Chickadee
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Re: Renato Casaro und das Trinity-Plakat

Beitrag von Chickadee »

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Es war einmal...vor der Digitalisierung
Der letzte Mann, der das Kino zeichnete

So lautet der Name einer Veranstaltung des Nationalmuseums von Matera, die im Rahmen einer Ausstellung des Plakatzeichners Renato Casaro, die bereits seit Oktober letzten Jahres gezeigt wird, stattfindet. Die Veranstaltung findet am 25. März 2023 ab 11 Uhr statt. Neben Casaro selbst wird auch Terence Hill zu Gast sein. 8-) Die Ausstellung selbst geht noch bis zum 1. Mai 2023.

Schade, dass Matera doch sehr weit weg ist.
Mr. Steinberg
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Re: Renato Casaro und das Trinity-Plakat

Beitrag von Mr. Steinberg »

Wieder einmal vielen Dank für die Übersetzung und das Teilen der Story!
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