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Corriere della sera hat zum Kinostart ein Interview mit Terence Hill geführt. Wir waren mal so frei und haben es übersetzt:
Terence Hill: "Regisseur mit 79 Jahren - Mein Alptraum? Nicht am Set stehen"
Der Protagonist der TV-Serie "Don Matteo", ein sehr erfolgreicher Schauspieler, kehrt nun mit einem Film ins Kino zurück, in dem er Regie führte und die Hauptrolle spielte: "Mein Name ist Thomas".
von Emilia Costantini
"Was machen wir mit dem Kerl? Wird er das Fieber überstehen?" Der zukünftige Terence Hill, damals Mario Girotti, war 12 Jahre alt und hatte seine ersten Erfahrungen als Schauspieler in dem Spielfilm "Vacanze col gangster" unter der Regie von Dino Risi bei dessem Regiedebüt. "Ich mochte diesen Job nicht", sagt der Schauspieler, "ich war leidenschaftlich sportlich, und Risi bemerkte mich bei einem Schwimmwettkampf."
Warum hat es dir nicht gefallen?
"Ich tat es, weil es meiner Familie finanziell nicht gut ging. Aber ich war am Set so desorientiert, dass ich von einem Fieber überfallen wurde. Der Regisseur, besorgt darüber, dass ich tagelang verschwunden war, kam nach Hause und bat meine Eltern, einen Weg zu finden, mich durch dieses Fieber zu bringen: Wir hatten schließlich beide unser Debüt."
Eine Karriere, die durch Zufall begann, aber du hast mit den ganz Großen gearbeitet, von Luchino Visconti bis Vittorio De Sica.
"Ich erinnere mich, wenn De Sica seinen täglichen Mittagsschlaf am Set machte: Die Dreharbeiten wurden unterbrochen und wir warteten bis er wieder aufwachte."
Jetzt, mit 79, musst du nicht mehr warten: Du spielst, inszenierst und produzierst einen neuen Film: "Mein Name ist Thomas".
"Wir machen am 14. April eine Premiere in Terni, wo der Erlös für den Bau einer Eisbahn bestimmt ist. Der Film ist eine Geschichte über den Weg von Italien nach Spanien, auf dem mein Charakter auf seiner Harley Davidson eine einsame Reise in die Wüste von Almeria antreten will. Alleine wollte ich reisen: Doch Lucia, gespielt von Veronica Bitto, ein temperamentvolles und problematisches Mädchen, mit schmerzhafter Vergangenheit und einem Selbstmordversuch, tritt mit Gewalt in mein Leben. Nachdem ich sie gegen die Aggression zweier Krimineller verteidigt habe, bleibt sie auf meinen Fersen und in der Wüstenlandschaft im Stil des Wilden Westens schließen wir eine zärtliche Freundschaft. Es ist eine Art "Calamity Jane", überarbeitet und korrigiert.
Der Titel erinnert an den Film "Mein Name ist Nobody", in dem Sie neben Henry Fonda spielten, produziert von Sergio Leone: Gibt es einen Zusammenhang?
"Es ist ein Tribut an Sergio, für mich einer der Größten, mit ihm erlebte ich einen professionellen Wendepunkt. Er lehrte mich, dass man Aufnahmen machen muss, er sagte mir: Wenn du an den Ort gehst, an dem du einen Film drehen willst, suche den besten Winkel für die Aufnahme, dann füge viele Aufnahmen hinzu, auch wenn du sie nicht brauchst. Wenn nötig, wirf sie lieber hinterher weg. Er lehrte mich auch die Bedeutung der Musik."
Es ist also kein Zufall, dass der Soundtrack zu deinem Film von Pino Donaggio ist.
"Und für den Vorspann wählte ich ein Lied von Franco Micalizzi, dem historischen Komponisten des Duos Bud Spencer/Terence Hill. Aber, ich wollte auch das berühmte Pfeifen von Alessandro Alessandroni und er hat es für mich aufgenommen, mit 92 Jahren!"
Und du wolltest diesen Job nicht machen, obwohl du den gleichen Namen wie ein ganz großer Schauspieler, Massimo Girotti, hattest.
"Ich wurde oft gefragt, ob wir verwandt sind und vielleicht gibt es eine entfernte Familienbeziehung. Wir trafen uns zum ersten Mal auf einer Party von Amedeo Nazzari: Ich war ganz am Anfang, er war schon berühmt. Wir hatten zumindest den schweigsamen, introvertierten und einsamen Charakter gemeinsam.
Ein Charakter, der dann dem extrovertierten von Carlo Pedersoli, alias Bud Spencer begegnete.
"Ich kannte ihn aus dem Schwimmbad: Ich war zehn Jahre jünger, er war schon ein Champion, mein Idol, obwohl er ein Faulpelz war."
Faul?
"Er war mit unglaublicher körperlicher Kraft ausgestattet, aber als er ins Wasser ging, plantschte er nur ein wenig und ging wieder hinaus. Er war faul, er hat nicht trainiert und geraucht wie ein Schlot! Ein echtes Naturtalent."
Und der Zufall war es, der er euch zusammen ans Set von "Gott vergibt... Django nie" brachte.
"Sie riefen mich an, um einen Schauspieler zu ersetzen, der sich den Fuß verletzt hatte. Und dann nahmen Carlo und ich ihre jeweiligen Künstlernamen an, da die echten nicht für die damligen Western funktioniert hätten. Wir wurden sofort Freunde, aber ich habe ihm nie gesagt, dass ich als Junge sein Bewunderer war, sonst hätte ich ihm auch sagen müssen, dass ich ihn für einen Faulpelz hielt. Ich weiß nicht, warum unser Paar so lange so gut funktioniert hat: Zwischen uns gab es einen Wechselstrom, der in der Öffentlichkeit Empathie und Sympathie hervorrief."
Gab es mal Streit?
"Niemals, nicht einmal einen Schatten gegenseitiger Eifersucht. Aber er es ärgerte ihn ein wenig, wenn ich mehr gegessen hatte als er und trotzdem immer dünn war".
Deine Physis ist auch jetzt noch beeindruckend, trotz des Alters: Hält Don Matteos Fahrrad dich fit?
"Das Fahrrad hilft viel und natürlich auch der Charakter: Er ist ein Cowboy, auf zwei Rädern, mit einer verschlissenen Soutane und einer Baskenmütze. Ein Lumpenpriester, unberechenbar, man weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht... Vielleicht mag ihn deshalb sogar das junge Publikum so sehr."
Kein Angst mal zu scheitern?
"Nein, aber manchmal wache ich nachts auf, mit dem Albtraum, das Drehbuch verloren zu haben oder vergessen zu haben ans Set zu gehen. Ob das ein Zeichen des Alters ist?"
Terence lacht über sich selbst, er ist ein ewiger Junge.
Interview auf corriere.it (Ital.)