Nachdem ich es aus zeitlichen Gründen nun nicht mehr ins Kino geschafft habe, musste ich mir die DVD natürlich gleich ins Haus bestellen. Diese kam dann auch am 27.04 bei mir an. Erwartungen hatte ich eigentlich keine, schließlich kam ich nur wegen Herrn Buzzanca auf den Film. Ein bisschen Drama und hier und da vielleicht ein Lacher und dann wars das schon. Aber was dann für ein Film auf mich zukam, damit habe ich nicht gerechnet. Deshalb nehme ich mir hier Anlass über den Film zu schreiben.
Zum Inhalt: Giulio und Claudio sind seit vielen Jahren ein Paar. Beide betrieben zusammen das gemeinsame Hotel auf Sardinien. Vor einigen Jahren aber wurde Claudio krank und ist seit dem Bettlägerig. Giulio sein liebster, damals ein As im Poker, verlor alles und steht Hals über Kopf in Schulden. Von all den bekommt Claudio nichts mit. Täglich macht ihn Giulio das Essen und bringt ihn eine frische Rose ans Bett. Mit aufgezeichneten Geräuschen von damals die er vor dem Hochgehen zu seinen liebsten abspielt, täuscht er vor alles sei in bester Ordnung. Der inzwischen verzweifelte Giulio wendet sich an seine Tochter Valeria, damit diese ihn hilft das Problem mit den Schulden zu lösen. Beide haben eher selten Kontakt und dementsprechend ist die Stimmung. Sohn Marco, ein Hobby Pokerspieler, will vermitteln. Claudio, der denkt Giulio hätte die Karten nie wieder angefasst probiert Marco zu überreden es bei Eugenio, einen alten "Spielhöllenbetreiber", zu versuchen. So überredet Marco Giulio mit List und Tücke zu einem letzten Spielchen. Es wird alles verkauft was noch da ist um darum zu spielen und die 600.000€ Schulden zu begleichen. Das Spiel läuft zunächst sehr schlecht und Giulio verliert fast alles. Dann überredet er Enkel Marco und dieser räumt dank Giulios Tricks alles ab. Doch Claudio geht es immer schlechter, woran auch Giulio leidet.
Ich, eigentlich Genrefan von alten, schmierigen Crimestreifen mit viel Action, Fäusten und Schmuddelelementen bin eigentlich gar kein Dramagucker und daher muss ich diesen Film ganz besonders loben. Der Film fesselte mich 99 Minuten am Stuhl und ich war hin und her gerissen zwischen Lächeln und Tränen. Mit ganz viel Liebe wird hier die bewegende Geschichte zwischen zwei homosexuellen jenseits der 70 erzählt. Ein alter, kleiner und zerbrechlicher Mann namens Giulio der seit 8 Jahren alleine kocht, putzt und sich um seinen Liebsten kümmert und ihn die Illusion lässt die Welt sei immernoch so wie früher. Claudio, ein charmanter alter Rosenliebhaber der sich immer besser um Schwiegertochter Valeria gekümmert hat, als ihr Vater Giulio, der nicht weiß was sein Mann alles für ihn tut und auch gerne mürrisch ist. Sohn Marco, Liebling von Claudio, ein Student welcher von Giulio Tricks für das Pokern gezeigt bekommt. Valeria die ihren Vater zwar liebt, aber dennoch seine Sucht und ihn als Vaterfigur nicht gern hat. Besonders in Erinnerung bleibt das Gespräch zwischen Claudio und Valeria. Claudio der voller Liebe auf seinen Giulio zu sprechen ist und sagt wie gut er doch ist und wie sehr er ihn liebt. Gegenüber sitzt eine wütende Valeria die ihn erstmals die Augen öffnet wie es steht um das Hotel und was ihr Vater Giulio alles durchmacht. Ein Buzzanca (Claudio) der dann im Bett weint und alles nicht wahr haben kann, der realisiert was sein Giulio alles für ihn tut und wie er ihn Tag für Tag probiert glücklich zu machen. Schnitt ins Casino wo es gerade um die Existenz der beiden Männer geht... Dramatik und Spannung liegen hier sehr nah beieinander und man mag kaum fassen das man bei solchen Szenen einen direkten Schnitt zum Casino vorliegen hat. Viel lieber würde man sehen wie es zwischen Claudio und Valeria weitergeht. Doch gerade solche Szenen machen diesen Film aus und ihn für mich zu etwas besonderen. Als kleine Nebenhandlung gibt es noch die Beziehung zwischen Marco und Elisabetta, für diese sich vorallen Claudio interessiert.
Wunderschön finde ich auch die Musik vom völlig unbekannten Marcello Peghin die immer völlig zur Szene passt, besonders beim Vorspann hat man ein leichtes Lächeln im Gesicht wenn man den alten Giulio in Sportklamotten sieht und dann Peghins Musik dazu. Das Ende hingegen ist wirklich tragisch und dementsprechend gibt einen die Musik dann den Rest. Ich kann nicht leugnen das bei mir die letzten 15 min fast nur Tränen geflossen sind, und das auch die Musik wie so oft hier einen wichtigen Anteil hatte.
Bleibt nur zu sagen das ich von diesen Film so angetan bin, das ich meine Gedanken und Schilderungen niederschreiben musste, und das passt doch ganz gut hier ins Thema. Daher zurück zum Anfang: Einen Lando Buzzanca der absolut in Vergessenheit geraten ist und den man hierzulande wenn überhaupt nur mit mit Brandt-Synchro und schönen Frauen an der Seite kennt, feiert nach 44 Jahren ein wirklich fantstisches Comeback, auch wenn die deutschen Kinos den Film nur ein paar mal zeigten und dies auch nur untertitelt. Das erinnert mich wieder daran CharlieFirpo endlich den Buzzanca von damals zu schicken
Bin schon längst überfällig.
Die DVD, ebenfalls nur untertitelt, beinhaltet die deutsche Kinofassung mit deutscher Titelsequenz und Verleihlogo von Pro-Fun Media. Rechtschreibfehler bei den Untertiteln gibt es einige, meistens am Ende von Wörtern wo man den letzten Buchstaben doppelt schrieb.
Abschließen möchte ich meinen Bericht mit den bewegenden Worten: "Ich bin schon zuhause, Papa!" Der Satz war dann dafür zuständig das ich mir ne neue Packung Taschentücher holen musste